Ein neuer Lebensabschnitt – und ein bisschen Chaos
Als ich 2014 meinen Linguistik-Bachelor an der Uni Innsbruck anfing, fühlte sich alles nach Abenteuer an. Nach einer einjährigen Reise und frisch vom Land wirkte die Großstadt Innsbruck wie eine Stadt voller positiver Energie, interessanter Leute und brachte mit der Sprachwissenschaft eine Disziplin mit sich, innerhalb derer ich mich entfalten und viele spannende Dinge über mich, die Gesellschaft und die Welt lernen würde.
Was ich aber überhaupt nicht auf dem Schirm hatte, war das Chaos, das sich in meinem Studienalltag heimlich anbahnte. Die Universität bringt nun mal die Auseinandersetzung mit unterschiedlichen Quellen, Texten und Informationen mit sich. Damals waren es hauptsächlich Monographien, Sammelwerke, Artikel, Zeitschriften und der ein oder andere Social Media Post und natürlich Vorlesungen, Seminare und entsprechende Mitschriften. Ich versäumte es leider hier wirklich organisiert vorzugehen. Surprise, surprise. Meine Mitschriften und Notizen waren mal am Laptop, auf einem Zeichenblock, einem Notizbuch oder am Smartphone. Zitate und Paraphrasen aus Literatur mal in Word, mal im Editor oder einfach in der Quelle selbst markiert. Gelesene und ungelesene PDFs dümpelten in meinem Downloadordner herum und meine Lesezeichen wuchsen schneller, als man Logophobie sagen konnte. Von Literaturverwaltungsprogrammen hatte ich zwar gehört, aber ich fand nicht wirklich, dass ich eines brauchen würde. Boy, was I wrong. Wenn ich heute auf diese wilden Jahre zurückblicke, kommt es mir so vor, als hätte ich die Bibliothek von Alexandria verbrannt.
Und mit diesem Gefühl bin ich nicht allein. Erst kürzlich hat mir eine gute Freundin erzählt, dass sie in der Masterarbeit ihre Quellen in einer einzigen Word-Datei sammelt. Literaturverwaltungsprogramme und Ähnliches seien kein Thema bei ihr im Master. Entsprechend treibe es sie in den Wahnsinn, wenn sie nach Quellen und Zitaten suche, die irgendwo gespeichert oder gelagert seien. Genau darum soll es hier gehen: Wie man mit ein bisschen smarter Planung und einem ordentlichen Zettelkasten diesem Wahnsinn begegnen kann.
Persönliches Wissensmanagement: Ein paar Gedanken, bevor wir loslegen
Bevor wir uns ins Zettelkasten-Leben stürzen, lass mich kurz erklären, warum man sich überhaupt den Kopf über „persönliches Wissensmanagement“ zerbrechen sollte. Vielleicht denkst du dir auch so: „Wofür soll ich mein Wissen managen? Ich hab Google und künstliche Intelligenz.” Aber es geht hier um mehr als das Finden von Quellen. Personal Knowledge Management (Razmerita et al. 2009) fokussiert sich darauf, Menschen bzw. Wissensarbeiter:innen zu befähigen, mit ihrem Wissen ordentlich umzugehen – egal, ob es um effizientes Lernen oder um das Teilen von Ideen mit anderen geht. Ein integraler Teil des Wissensmanagements ist also die Interaktion mit Inhalten und anderen, weil Lernen eine kollaborative Komponente besitzt. Wir sehen uns heute aber vorrangig die technische Komponente an. Reinmann & Eppler (2008) stellen hier einen breiten Methodenkatalog bereit, den ich euch auch ans Herz legen kann, wenn ihr euer Wissensmanagement methodisch stärken möchtet.
Im Studium stolpert man über so viele Fachartikel, Konferenzbeiträge, Lehrbücher, Websites, Social Media Posts, Monographien, Sammelwerke, Twitter-Threads, Videos, Gespräche, Filme, Zeitschriften, Vorträge, Podcasts, E-Mails, Forenbeiträge und Universitätsveranstaltungen. Die Informationen müssen wohl irgendwie festgehalten werden. Da diese unterschiedlichen Quellen teils unterschiedliche Formate haben, hat man unterschiedliche Möglichkeiten, die Quellen festzuhalten. Zumindest, wenn man später nicht stundenlang suchen möchte, in welchem PDF man nochmal die Aussage „Trust and love” in Zusammenhang mit der Linguistik gelesen hat.
Der Weg aus dem Chaos
Gleich vorab. Es gibt nicht den einen Weg zum perfekten persönlichen Wissensmanagement oder Zettelkasten. Dieser Weg hat für mich funktioniert und soll eine Inspiration sein. Die Programme, die du nutzt, und dein persönliches Sein informieren deine Wahl. Razmerita et al. (2009) heben entsprechend auch die persönliche Komponente hervor.
Als ich mir bewusst wurde, wie voll mein Download-Ordner mit ungelesenen Dokumenten war und ich merkte, dass ich die Kontrolle über meine Lesezeichen in Sozialen Medien und Browsern verloren hatte, stellte ich mir eine grundlegende Frage: Woher kommen all diese Informationen eigentlich?
Auf den ersten Blick klingt das trivial, tatsächlich begegneten mir im Linguistikstudium an der Uni Innsbruck, im Master Angewandte Linguistik und im Master E-Learning und Wissensmanagement unterschiedliche Materialien. Vom klassischen Artikel, über Gespräche und Konversationen mit Kolleg:innen und Dozierenden bis hin zum LinkedIn Kurs war und ist alles vertreten. Und nicht jede Quelle will gleich gespeichert werden. Ein Gespräch lässt sich anders festhalten als eine Monographie. Ein Film im Kino lässt sich nicht so speichern wie ein Film auf YouTube.
Als nächstes fragte ich mich, wann und wo ich diese Informationen beziehe oder verarbeite. Zum Beispiel habe ich in der Bim oder in der Arbeit ganz andere Möglichkeiten, mich mit Quellen auseinanderzusetzen als während einer Vorlesung oder daheim. Wenn ich zum Beispiel in der Universität durch Social Media scrolle und auf etwas Interessantes stoße, dann kann ich mich dafür entscheiden, mich mit dem Post auseinanderzusetzen. Gleichzeitig lenke ich mich aber von der Uni ab und verpasse Teile der Vorlesung. Also: Wie priorisiere ich das? Interagiere ich mit dem Content oder merke ich es mir für später?
Aus diesem Grund fand ich es auch wichtig mir Gedanken zu machen, wann ich mich mit Inhalten auseinandersetzen kann und wie ich zum Beispiel mit gespeicherten Lesezeichen, PDFs und anderen Quellen umgehen möchte. Eine Lösung ist dafür, sich im Kalender Termine mit sich selbst auszumachen. Mir persönlich fällt das schwer, weil ich in meiner Freizeit eh an Dingen arbeite – aber halt nicht terminiert. Meistens packt mich der Hyperfokus. Aber: Ich kenne viele Leute, für die Termine mit sich selbst Wunder gewirkt haben.
Und hier kommt ein weiterer Gedanke: Warum speichere ich das? Wenn eine Info in zwei Wochen schon unrelevant ist, lohnt es sich wirklich, dafür Speicherplatz und Zeit zu opfern? Ich bin zum Beispiel ein kleiner Astronomie-Nerd und die Information, dass man C/2024 G3 (ATLAS) vielleicht am 13.1.2025 am Abendhimmel sehen kann, ist spannend für mich. Diese Information ist aber am 14.1.2025 bereits irrelevant. Also: Wozu speichern?
Ein paar letzte Worte. bevor es losgeht
Wir haben uns gemeinsam nun schon viele Gedanken gemacht, die ich mir gern schon viel früher gemacht hätte. Bevor mein letzter Laptop den Geist aufgab, befanden sich neben vielen Unterordnern über 500 Dateien in meinem Downloadordner. Ich war richtig froh, als mein Laptop einging, weil das bedeutete; Finally kannst du dieses Chaos zurücklassen. Und mit meinem neuen Computer, sollte nun wirklich alles anders kommen. Das bedeutete, Bestehendes aufzuräumen und Neues gut zu strukturieren. Ein beliebtes System für die Ordnerverwaltung am Computer ist das 7-Ordner-System. Ich habe mich aber dagegen entschieden, weil ich in meinem Universitäts-Ordner nach Semestern und Kursen strukturiere und entsprechend mehr Ordner benötige. Aber auch in meinen privaten Ordner gibt es mehr als sieben Ordner. Wichtig ist aber trotzdem, sich lediglich Ordner zu schaffen, die man auch wirklich braucht und zu wissen, was in welche Ordner wandert. Wenn du dich fragen musst, ob eine Datei vielleicht doch besser in einen anderen Ordner sollte, ist das eventuell ein Zeichen dafür, die Ordner-Struktur zu überdenken.
Ich entschied mich auch für ein besseres Lesezeichen System. Das bedeutete Lesezeichen-Ordner thematisch strukturiert und gelesene / gesichtete Inhalte zu löschen, wenn sie nur temporär relevant sind oder sie in Zotero (s. unten) zu speichern. Ebenfalls entschied ich mich dazu, meine Geräte in Leerphasen aufzuräumen: Brauche ich wirklich 20 Bilder von der gleichen Katze? Die Antwort: Ja. Aber brauche ich den gleichen Screenshot von der Anatomie eines KI Systems von Kate Crawford mehrmals, wenn es eh im Internet und im MAK in Wien ist? Vielleicht nein.
Zotero: Ein paar Worte zur Literaturverwaltung
Ganz ehrlich: Am Anfang war ich kein Fan von Programmen wie Zotero oder Citavi. Es ist schon aufwendig damit anzufangen und anfangs fragt man sich schon: Tell me why? Während meines Bachelor Studiums begann ich erst gegen Ende, Citavi zu nutzen. Und das ließ mich ziemlich alt aussehen. Bereits gelesen Literatur war nicht auffindbar, die Seitenzahlen und Angaben stimmten nicht. Chaos, sage ich nur.
Citavi nutzte ich, weil es an der Uni Innsbruck für Studierende gratis zur Verfügung gestellt wurde. Post Uni Innsbruck hieß es dann umziehen. Die Lösung war Zotero. Bei Zotero handelt es sich um ein kostenloses Tool, das für wissenschaftliche Arbeit beziehungsweise Literaturverwaltung entwickelt wurde. Du kannst unterschiedliche Quellen eintragen, Notizen unter den Quellen erstellen, Tags erstellen und zwischen Quellen Verknüpfungen herstellen. Wenn du ein Dokument in das Programm ziehst, erstellt Zotero automatisch alle Angaben zu Quellen für dich, insofern sie auffindbar ist. Ich empfehle dir aber trotzdem immer ein Auge auf die Daten zur Quelle zu haben, da sich hier auch Fehler einschleichen können.
Anschließend kannst du zum Beispiel ein PDF in Zotero lesen. Wenn es eine lesbare PDF ist, kannst du Textausschnitte markieren und anschließend automatisch Notizen generieren lassen. Du kannst aber auch einfach einen Textausschnitt kopieren und in die Notizen übertragen. Zotero verwandelt dir das ganze dann in ein kopierbares Zitat.
Das Arbeiten mit Tags hilft mir vor allem bei Projekten. Wenn ich zum Beispiel eine Seminararbeit zu künstlicher Intelligenz schreibe und als Methode den diskurshistorischen Ansatz verwende, kann ich Quellen mit einem Tag wie “dhaki” versehen, um später besser danach filtern zu können. Super bei Zotero ist zudem das Browser-Plug-In, mit dem ich Web-Quellen direkt in Zotero integrieren kann.
Zotero ist unglaublich mächtig und ich entdecke auch immer noch Funktionen oder Plug-ins, mit denen ich mein Arbeiten verbessern kann. In Kürze soll es auch eine App geben.
Der Nachteil von Zotero ist, dass einige Plug-Ins wohl veraltet sind. Das User Interface wird gerne kritisiert und der Cloud Speicher ist gleich voll. Hier sind andere Anbieter:innen vielleicht cooler, schöner und umfangreicher. Entsprechend macht es auch Sinn, dass du unterschiedliche Tools mal ausprobierst. Ich nutze Zotero mittlerweile aber seit fast acht Jahren und arbeite richtig gerne damit.
Der Zettelkasten als Herzstück
Aber die Kür ist eigentlich, Informationen nicht nur zu speichern oder zu verwalten, sondern sich aktiv mit diesen Informationen auseinanderzusetzen, etwas Neues zu machen und es eventuell auch mit anderen zu teilen. Dafür liefert das Seek-Sense-Share Framework einen sehr guten Ansatz. Seek meint das Finden von Informationen. Sense, wie man Informationen verarbeitet und Share, wie man Informationen oder daraus entstandene Inhalte mit anderen teilt. Teilen ist hier vielfältig gemeint. Das kann von einem Teilen von Unterlagen mit Kolleg:innen, über Blog-Posts oder eben wissenschaftlichen Arbeiten alles beinhalten. Das Herzstück stellt hier der persönlichen Zettelkasten dar.
Zettelkasten klingt jetzt natürlich altmodisch – ich denke da zum Beispiel an Karteikarten, die in Kästen stecken und verstauben. In Wahrheit gibt es aber moderne Möglichkeiten, den Zettelkasten zu digitalisieren. Das funktioniert über Tools wie Obsidian, Notion oder Roam. Die Idee ist, dass du nicht nur Inhalte passiv konsumierst – d.h. du liest tausende Sachen und machst nichts damit – sondern, dass du Inhalte miteinander vernetzt und mit eigenen Ideen und Überlegungen anreicherst. Der Zettelkasten soll helfen, die eigene Produktivität zu steigern und durch Reflexion und Auseinandersetzung mit den Inhalten originelle Ideen und Verknüpfungen zu erstellen.
Unterschieden wird dabei zwischen Fleeting Notes, Literaturnotizen und permanente Notizen. Fleeting Notes sind diese spontanen Eingebungen, die du am besten sofort festhältst, damit sie nicht verloren gehen. Literaturnotizen beziehen sich auf fremde Quellen – also Zitate, Paraphrasen oder wichtige Kernaussagen. Permanente Notizen sind schließlich deine eigenen sorgfältigen, durchdachten Erkenntnisse, die du aus den ganzen Schnipseln und Leseerfahrungen ableitest (Keiffenheim 2024).
Im Studium merke ich schnell, dass diese permanente Auseinandersetzung mit Texten und Theorien Gold wert ist, weil ich sonst vor lauter Lesen häufig gar nicht mehr weiß, was meine eigenen Gedanken eigentlich sind. Der Zettelkasten zwingt dich quasi, im Prozess des Lesens eine eigene Argumentation zu entwickeln. Das kann gar nicht hoch genug geschätzt werden.
Auch der Zettelkasten ist am Anfang Mehraufwand und braucht Zeit und Muße. Je länger man mit dem Zettelkasten arbeitet, desto besser wird er jedoch. Und im besten Fall verknüpfst du Ideen und Gedanken so, dass du bald in der Lage bist, auf Basis deines Zettelkastens selbst Inhalte in Form von Seminararbeiten, Abschlussarbeiten oder Artikeln zu verfassen, die du dann mit anderen teilst.
Obsidian – Wie ich mein eigenes Wissen sammle
Für meinen Zettelkasten nutze ich Obsidian. Obsidian hat den Vorteil, dass es sehr anpassbar ist und wie Zotero kostenlos zur Verfügung steht. Über Plug-ins kann man eine Verbindung zwischen Zotero und Obsidian einrichten und es gibt eine mobile App. Im Gegensatz zu Notion und Roam, ist der Aufbau aber nicht sehr intuitiv und es braucht schon Zeit, bis man es so eingerichtet hat, dass man damit gut arbeiten kann. Zumal es auch keine automatische geräteübergreifende Synchronisierung gibt, sondern dafür gezahlt werden muss. Aber auch hier gibt es Lösungen.
Synchronisieren von Obsidian
Über einen kleinen Umweg ist es möglich, deinen persönlichen Vault am Laptop mit dem Vault am Smartphone miteinander zu verknüpfen. Ein Vault ist sozusagen ein Ordner, in dem du deine Notizen sammelst. Im Vault kannst du auch neben Notizen natürlich auch Ordner erstellen. Die Verknüpfung zwischen Smartphone und Laptop ist mir wichtig, weil ich auch unterwegs an meinem Zettelkasten arbeiten möchte. Das funktioniert beispielsweise mit OneDrive von Microsoft oder Google Drive.
Ich persönlich nutze dafür Google Drive. Mit Google Drive kann ich alle wichtigen Dokumente über Google Drive synchronisieren und von überall aufrufen. So kann ich von unterschiedlichen Geräten an dem gleichen Dokument arbeiten und vermeide mehrere Versionen mit unterschiedlicher Aktualität. Das geht aber natürlich auch mit OneDrive. Dafür installiere ich Google Drive für den Desktop. Alle Ordner, die ich synchronisieren möchte, lege ich dort ab. Für Obsidian am Laptop erstelle ich dann meinen Vault im Google Drive Ordner.
Für die Synchronisierung am Smartphone installiere ich zuerst die Smartphone App von Obsidian und erstelle einen Ordner für meinen Vault auf dem Smartphone. Smartphone Vault und Laptop Vault müssen übrigens nicht den gleichen Namen haben. Für die Synchronisierung nutze ich FolderSync. Ich erstelle ein Ordnerpaar und wähle beim Konto einerseits den Ort – also lokal und Google Drive – aus und den jeweiligen Ordner. Hier kannst du auswählen, in welche Richtung du synchronisieren möchtest. Von A nach B, von B nach A oder in beide Richtungen. Weil ich sowohl auf Smartphone und Laptop arbeite, nutze ich beide Richtungen.
Aber Vorsicht: Arbeite nicht gleichzeitig an beiden Orten, weil es zu Versionsproblemen kommen kann. Nachdem du etwas in Obsidian bearbeitest und es schließt, kannst du die Synchronisierung durchführen, damit du überall am gleichen Stand bist. Es gibt aber auch andere Möglichkeiten zur Synchronisierung. Schau aber vielleicht auch mal in diesem SubReddit vorbei, wie du es sonst mit anderen Sync-Apps bewerkstelligen kannst.
Verknüpfung von Obsidian und Zotero
Für die Verknüpfung von Obsidian und Zotero habe ich mich an dem Artikel „An Updated Academic Workflow: Zotero & Obsidian” von Alexandra Phelan orientiert. Wie im Artikel vorgeschlagen, habe ich in Zotero dafür das Plug-in betterbibtex installiert. Zuerst habe ich das Plug-in von der GitHub-Seite von Better BibTex for Zotero heruntergeladen. Dabei handelt es sich um die Datei, die auf .xpi endet. Dann geht man in Zotero im Menü unter Werkzeuge auf „Plugins“. Anschließend wählt man das Zahnrädchen im rechten oberen Eck aus und wählt „Install Plugin From File…“ aus. Es öffnet sich ein Fenster und man wählt die downgeloadete .xpi Datei aus und klickt auf „Install“.
In einem zweiten Schritt geht es darum, Obsidian einzurichten. Auch hier installiere ich unterschiedliche Plug-ins. Dazu gehst du auf das Zahnrädchen im unteren Bereich neben dem Namen des Vaults und wählst „Community Plugins“ aus. Dort wählst du „Browse“ und suchst nach dem jeweiligen Plug-in. Wähle das jeweilige Plug-in aus und klicke auf „Install“. Anschließend musst du es nur noch aktivieren, indem du auf „Enable“ klickst. Unter dem Menüpunkt „Community Plugins“ in den Einstellungen erscheint das Plug-in.
Für die Verknüpfung zwischen Zotero und Obsidian brauchst du Zotero Integration. Bevor du das Plug-in installierst und Anpassungen im Plug-in vornimmst, solltest du zwei kleine Schritte erledigen.
- Erstelle einen Ordner, in dem deine Literatureinträge gespeichert werden sollen. Das machst du in deinem Vault. Ich habe diesen einfach Z.Zotero genannt.
- Erstelle einen Ordner für Templates der Literatureinträge. Ich habe diesen Ordner Z.Templates genannt. Darin erstellst du eine Notiz, in der du die Vorlage bzw. das Template einträgst. Ich habe mir hier den Code von Alexandra Phelans Artikel unter Setup eingebaut und angepasst. Bei der Anpassung empfehle ich dir, einfach ein bisschen herumzuspielen.
Anschließend gehst du in die Einstellungen und suchst unter „Community Plugins“ Zotero Integration. Installiere und aktiviere es. Dann gehst du ins Plug-in und machst Folgendes:
- Wähle bei „Database“ Zotero aus.
- Wähle bei „Note Import Location“ den Ordner aus, den du für deine Literatureinträge erstellt hast.
- Bei den „Citation Formats“ machst du Folgendes:
Name: Bibliography verwendet.
Output Format: Formatted Bibliography
Citation Style: Unified style sheet for linguistics
Name: Format #1
Output Format: Formatted Citation
Citation Style: Unified style sheet for linguistics - Bei den „Import Formats“ wählst du bei „Template File“ die Datei aus, in der du dein Template der Literatureinträge abgespeichert hast. Meine anderen Angaben schauen so aus:
Name: Create Literature Note
Ouput Path: {{citekey}}.md
Image Output Path: {{citekey}}/
Image Base Name: image
Template File: templates/ZoteroTemplate.md
Bibliography Style: Unified stylesheet for linguistics
Nun sollten Zotero und Obsidian verlinkt sein. Damit du eine Quelle aus Zotero importieren kannst, muss Zotero laufen. Dann drückst du „STRG+P“ oder tippst in der Suche „Zotero Integration: Create Literature Note“ ein. Es öffnet sich ein kleines Fenster in Zotero, in dem du die Quelle auswählst bzw. suchst und durch Enter bestätigst. Jetzt wird der Literatureintrag importiert. Du kannst nun eine Notiz in Obsidian erstellen und deine Gedanken zu einem Literatureintrag aufschreiben und mit dem Eintrag verknüpfen. Mit der Zeit wachsen deine Gedanken und Verknüpfungen mit und zwischen Literatureinträgen heran und es ergeben sich komplexe Netze.
Und wie läuft das nun in der Praxis?
In der Praxis ist es optimal, wenn du Inhalte aus einem bestimmten Grund liest und dadurch einen Habitus entwickelst, Informationen nicht passiv zu konsumieren, sondern dich mit ihnen auseinanderzusetzen.
Gehen wir zum Beispiel davon aus, dass eine Professorin in einem Kurs einen spannenden Artikel über Kolonialität und künstliche Intelligenz erwähnt. Ich notiere mir den Namen des Artikels in meinen Fleeting Notes oder speichere in einem Lesezeichen. Später lade ich mir den Artikel runter und ziehe ihn mir direkt in Zotero rein. Wenn ich das PDF direkt reinziehe, werden Metadaten übernommen und ich kann das PDF in Zotero lesen. Wenn ich dort Text markiere, kann ich direkt Notizen daraus erstellen. Anschließend übertrage ich den Literatureintrag in Obsidian. Ich erstelle eine permanente Notiz zum Thema Kolonialität und künstliche Intelligenz. Wenn ich bereits andere permanente Notizen haben, die zu diesem Thema passen, verlinke ich diese auch und verbinde die Inhalte miteinander. Daraus entsteht dann ein Netz.
Klar: Das ist ur viel Arbeit. Aber glaub mir: Du sparst dir Zeit und entdeckst Zusammenhänge, die du sonst vielleicht nicht machen würdest. Für Seminararbeiten oder Abschlussarbeiten ist das ein Geschenk an dein Future Self. Self Care in digital.
Fazit: Keine One-Size-Fits-All-Lösung, aber wunderbar
Am Ende bleibt halt wirklich zu sagen: Es gibt tausende Möglichkeiten, dein persönliches Wissensmanagement zu organisieren. Manche schwören auf Notion, andere kommen mit Word-Dokumenten klar. Ich persönlich finde meine Kombination aus Zotero und Obsidian richtig gut. Meine Empfehlung ist wirklich: Dabei bleiben. Es braucht Zeit, bis Programme ihre Wirksamkeit zeigen. Aber sei dabei achtsam mit dir selbst. Du siehst ja selbst, wann es dir zu viel wird und was für dich gut funktioniert.
Ein persönliches Wissensmanagement hat aber einfach den großen Vorteil, dass du davon laufend profitieren wirst und deine Art und Weise, wie du mit Informationen umgehst, besser und nachhaltiger wird. Auch im Berufsleben ist ein persönliches Wissensmanagement, wie hier erklärt, umsetzbar. Vor allem wenn du in einem wissensintensiven Bereich arbeitest, ist es hilfreich einen Zettelkasten und Literaturverwaltungsprogramm zu nutzen, damit nichts verloren geht. Probier aus, was für dich passt.
Literaturverzeichnis
Keiffenheim, Eva. 2021. Zettelkasten’s 3 Note-Taking Levels Help You Harvest Your Thoughts. learntrepreneurs (3. April). https://learntrepreneurs.com/books-reading-better-learning-more/zettelkastens-3-note-taking-levels-help-you-harvest-your-thoughts/ (Abruf 6.3.2025).
Razmerita, Liana, Kathrin Kirchner & Frantisek Sudzina. 2009. Personal knowledge management: The role of Web 2.0 tools for managing knowledge at individual and organisational levels. Online Information Review 33(6). 1021-1039.
Reinmann, Gabi & Martin J. Eppler. 2008. Wissenswege: Methoden für das persönliche Wissensmanagement. Bern: Huber.